Heute will ich nach Cobá zu den Maya Ruinen. Cobá liegt mitten im Dschungel und es ist, wie ich bei meiner Recherche erfahren habe, nicht ganz so gut zu erreichen. Aber es gibt dort eine der wenigen Maya-Pyramiden, auf die man noch raufklettern darf. Sie heißt Nohoch Mul, ist 42 Meter hoch und natürlich ist es auch hier besser, vor den Touristenmassen und den Touren da zu sein.
Also stehe ich mal wieder früh auf und sitze um 6 Uhr im Collectivo nach Tulum. Dort muss ich umsteigen.
Es ist noch dunkel und neben mir schnarcht ein Mann, die Sonne geht gerade auf als wir nach etwa einer Stunde Fahrt um kurz nach 7 in Tulum ankommen. Diesmal nicht am schönen Strand im Hippie-Dorf, sondern wirklich in der Stadt Tulum. Hier gibt es drei Möglichkeiten für die Weiterfahrt: ein Taxi, was sau teuer ist, den ADO Bus, der erst um 10 Uhr fährt, oder ein Collectivo. Die Collectivo-Station finde ich, es steht auch eins da, fährt aber erst los, wenn mindestens 6 Leute für die Fahrt beisammen sind. (Auch das hatte ich bei meinen Recherchen schon herausgefunden.)
Bisher bin ich die einzige. Also gehe ich erst mal Frühstücken, in einer französischen Bäckerei in der Nähe des Collectivos. So früh haben die Taquerias noch nicht offen und auch kein mexikanisches Streetfood ist in der Nähe zu sehen. Also rede ich Französisch mit dem Bäckereimann, der offensichtlich Croissants aus Frankreich importiert... und stelle fest, dass ich inzwischen fast besser Spanisch als Französisch sprechen kann.
Während des Wartens treffe ich ein Paar aus Spanien, auch sie wollen nach Cobá und revidiere meinen Gedanken wieder, dass ich besser Spanisch als Französisch kann, im Moment kommt nur ein wildes Misch-Masch raus. "Je soy aqui parce-que je veux visitar Cobá" und so. Ich habe das Gefühl, ich rede wie ein besoffener Dreijähriger. (Ein Wortschatz im niedrigen zweistelligen Bereich und eine Zunge, die es noch nicht gewohnt ist diese Laute zu produzieren, gepaart mit großer Selbstüberschätzung.)
Um 8 Uhr kommen nochmal drei Leute, erlösen die Spanier und mich von meinem wirren Gestammel, wir sind endlich zu sechst und fahren los nach Cobá.
Tatsächlich ist außer uns niemand auf dem ganzen großen Gelände. Wir leihen uns Fahrräder für 50 Pesos und radeln den Kilometer zur großen Pyramide.
Zum Glück ist es noch nicht so heiss, der Aufstieg über die steilen Stufen ist schon anstrengend genug. Aber er lohnt sich: Der Ausblick von oben ist fantastisch.
Es kommen immer mehr Touristen, die die Pyramide nach oben strömen, wenn man das so nennen kann. Manche der (amerikanischen) Touristen können nicht mal laufen oder selber Fahrrad fahren, sie lassen sich von Rikschas fahren aber meinen trotzdem, es wäre eine gute Idee, zu versuchen die steile Pyramide zu erklimmen und auf 42m Höhe zu klettern.
Das Gelände von Cobá ist weitläufig, mit dem Fahrrad ist man hier gut zwischen den Ruinen unterwegs. An einem Baum sitzt eine Tarantel, ich bin mir nicht sicher, wie gefährlich Taranteln sind und ob sie springen oder nicht... das gleiche denkt die Tarantel von mir wahrscheinlich auch und wir kommen gut klar.
Abenteuerlich wird erst der Rückweg. Da ich mit dem Collectivo gekommen bin, gehe ich natürlich davon aus, dass ich wieder in ein Collectivo springen kann, das neue Leute gebracht hat, und zurück nach Tulum fahren. So richtig weiter helfen kann mir keiner, alle schicken mich zu den Taxis oder erzählen was vom Autobus, aber angeblich weiß keiner wann einer kommt und wohin er dann fährt. Zumindest widersprechen sich alle Antworten. Einer sagt, um halb 2 fährt einer, der nächste den ich frage meint, der einzige Bus fährt um 3. Wieder ein anderer sagt, um 12 fährt einer.
"No hay Collectivos!" Die fahren hier nicht! Seltsam. Ich bin doch mit einem hierher gekommen?! Es wird doch irgendeinen Weg aus diesem Kaff raus geben?!
Ich warte einfach mal ab, sitze an der Straße und hoffe, die Tarantel von vorhin ist die einzige ihrer Art hier in der Nähe...
Und da kommt natürlich doch ein Collectivo, ich steige ein und fahre zurück nach Tulum. Besser gesagt: würde gerne. Der Fahrer fährt ca 20 Meter, hält an und steigt wortlos aus. Den Motor lässt er laufen, auch sein Handy und ein blaues Spielzeugauto liegt neben mir. Es dauert ein paar Minuten bis er wieder kommt, er hat sich Kekse und was zu trinken geholt, fängt an zu essen und rülpst während der Fahrt beeindruckend laut.
In Cobá teste ich mal wieder Tacos, die Taqueria Honorio war früher mal ein einfacher Streetfood-carrito, war aber so beliebt, dass inzwischen unter einem Dach Tische und Stühle stehen. Köstlichste Tacos, dazu Agua Jamaica, Hibiskusblütenwasser.
Zurück in Playa del Carmen noch schnell einen El Nativo Saft to go, ich muss packen! Rafael wartet darauf, vollgestopft zu werden. Es geht weiter...
Aber nicht, ohne mich vorher vom Meer zu verabschieden.
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